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Soul in New Orleans
by Jörg "Puresoulie" Brenner (München)

Aus fast aktuellem Anlass wollten wir einmal aufzeigen, dass nicht nur Städte wie Detroit, Chicago oder Philadelphia hervorragende Northern-Soul-Stücke hervorgebracht haben, sondern dass auch New Orleans seinen Beitrag geliefert hat. So wie die anderen Städte auch hat New Orleans seinen eigenen, typischen Sound, der vom rauen R&B geprägt ist. Nicht umsonst sind Fats Domino oder Huey Piano Smith zwei der bekanntesten Vertreter des New Orleans R&B und R’n’R.

Mit Barefootin' von Robert Parker stammt wohl eines der bekanntesten und auch kommerziell erfolgreichsten Northern-Soul-Stücke aus New Orleans. Parker wurde 1930 in dieser Stadt geboren und begann seine Solo-Karriere 1958 mit der Single June Teen / Lawdy Miss Clawdy, nachdem er bereits mit Größen wie Fats Domino und Irma Thomas gespielt hatte. 1965 kam er zu NOLA Records, wo er in den kommenden vier Jahren insgesamt 11 Singles und eine LP aufnahm. Mit dem bereits erwähnten Barefootin' hatte er 1966 seinen einzigen richtigen Erfolg mit Platz 2 in den R&B Charts und Platz 7 in den Pop Charts. Besonders interessant für Northern Soul Fans ist natürlich auch die Rückseite der Single. Let's Go Baby (Where The Action Is) steht der A-Seite an Tanzbarkeit in nichts nach. Die zweite Single auf NOLA, die man sicherlich erwähnen muss, ist I Caught You in a Lie, ein wunderbars Midtempo-Stück, welches auch mein persönlicher Favorit von ihm ist. Mit weiteren Liedern wie Secret Service, Tip Toe oder Happy Feet kann man eigentlich auch nicht viel falsch machen. Keines der erwähnten Stücke ist selten und sollte daher auch leicht zu bekommen sein.

1969 wechselte er zu SILVER FOX Records und später zu SSS INTERNATIONAL, wo er gegen Ende der 70er Jahre seine Plattenkarriere aufgab. 1984 kam noch einmal ein Versuch mit einer Neuaufnahme von Barefootin'.

Robert Parkers NOLA Records Diskographie
Nola 721 - Barefootin' */ Let's Go Baby (Where The Action Is) - 1966
Nola 724 - Ring Around The Roses / She's Coming Home - 1966
Nola 726 - Happy Feet / The Scratch - 1966
Nola 729 - Tip Toe / Soul Kind Of Loving - 1966
Nola 730 - A Letter To Santa / C. C. Rider - 1966
Nola 733 - Yak Yak Yak / Secret Service - 1967
Nola 735 - Everybody's Hip-Hugging / Foxy Mama - 1967
Nola 738 - I Caught You In A Lie / Holdin' Out - 1967
Nola 739 - Soul Sister / Barefootin Boogaloo
Nola 740 - Bow Legs / Boss Lovin'
Nola 742 - Funky Soul Train / Robert & WQ's Train (inst) - Wardell Quezerque Band

Wenn man von Robert Parker spricht, kommt man sehr schnell zu Willie Tee, der ebenfalls auf NOLA Platten veröffentlichte. Geboren unter dem Namen Wilson Turbinton 1944, begann er bereits im Alter von drei Jahren Pianospielen zu lernen. 1960 gründeten er und sein Bruder Earl ihre erste Band, die Seminoles (es gibt mehrere Bands mit diesem Namen, die sich auch mit Platten in der Northern-Szene wiederfinden. Seminoles ist einer der bedeutendsten Indianerstämme Amerikas).

1962 veröffentlichte er seine erste Single Always Accused auf dem AFO Label seines Musiklehrers Harold Battiste. Drei Jahre später startete er bei dem von seinem Cousin Ulis Gaines neu gegründeten NOLA Label. Willie Tees erste Single auf NOLA, Teasin' You, wurde der erste lokale Hit für das junge Label. ATLANTIC (einigen vielleicht noch bekannt durch den Film "Ray") wurde auf das Lied aufmerksam, da die Righteous Brothers das Stück in einer Fernsehshow spielten. So kam es dazu, dass ATLANTIC die Rechte für die nationale Vermarktung kaufte und die Platte daher auf beiden Labels veröffentlich wurde. Die Rückseite der Platte ist wohl den meisten Northern-Soul-Liebhabern auch sehr geläufig – Walking Up a One Way Street. Es folgten zwei weitere Singles auf ATLANTIC: Thank You John und I Want Somebody, die beide jedoch mehr oder weniger ein Flop wurden, obwohl speziell das zweite Lied durchaus Potential für die Tanzfläche hat. ATLANTIC kündigte daraufhin den Vertrag mit Willie Tee und er kehrte zu NOLA zurück, wo er seinen wohl wichtigsten Beitrag für die Northern-Soul-Szene geleistet hat, Please Don't Go.

Wie es aber nun einmal leider bei vielen so genialen Northern-Soul-Stücken der Fall ist, muss man schon einen größeren Betrag für diese Platten hinlegen. Es folgte 1968 noch eine Platte auf NOLA mit dem von Marvin Gaye beeinflussten Stück Ain't That True Baby. Willie Tee und sein Cousin Ulis Gaines starteten kurz nach dem Ende von NOLA bereits ihre neue Plattenfirma GATUR Records. Auf diesem Label kamen noch zwei weitere Northern-Soul-Gusto-Stückerl raus, die beide auch in die obere Preisklasse fallen: I’m Having so Much Fun und I Peeped Your Hole Card sind beide leider nicht so einfach zu bekommen.

1969 leistet Tee einen weiteren Beitrag für die Northern-Szene außerhalb von New Orleans, indem er als Co-Autor und Produzent für Margie Josephs One More Hurt auf VOLT tätig wurde. 1970 bekam er wieder einen Vertrag mit einem nationalen Label, CAPITOL, wo er auch sein erstes Album I'm Only a Man veröffentlichte. Die Titelsingle von diesem Album I'm Only a Man ist eine nette Midtempo-Nummer, die man vielleicht einmal zu späterer Stunde auflegen kann. Über die Jahre hinweg folgten noch einige Ausflüge in die unterschiedlichsten Musikrichtungen und zu verschiedenen Plattenfirmen, bis er dann Mitte der 90er Jahre zum ersten Mal bei einer Northern-Soul-Veranstaltung in England auftrat.

Einen der größten Erfolge in der Geschichte der R&B- und Soulmusik aus New Orleans hatte sicherlich Ernie K-Doe mit Mother-In-Law im Jahre 1961. 1936 als Ernest Kador Jr. in New Orleans geboren, nahm er den typischen Werdegang vieler Musiker seiner Zeit. Sein Vater war Pfarrer und so sammelte Ernest seine ersten musikalischen Erfahrungen im Kirchenchor. Bevor er im Alter von 17 nach Chicago zog, spielte er in einigen Gospel-Gruppen aus New Orleans. In Chicago bekam er die Möglichkeit, mit so populären Gruppen wie den Flamingos oder den Moonglows in Bars zu singen. Diese Auftritte verhalfen ihm 1953 zu seiner ersten Platte.

Im folgenden Jahr kehrte er nach New Orleans zurück, wo er seine Musiklaufbahn mit Soloauftritten und auch gemeinsam mit der Gesangsgruppe Blue Diamonds fortsetzte. Es folgten einige Aufnahmen auf Labels wie SAVOY und SPECIALITY, die aber alle keinen besonderen Erfolg brachten. 1959 bekam er einen Vertrag mit dem neu gegründetem Label MINIT, das besonders durch das Talent einer Person, Allen Toussaint (zu ihm später mehr), geprägt wurde. Seine erste Single, Make You Love Me, war ein Flop, doch bereits seine zweite Platte, Hello My Lover, verkaufte mehr als 100.000 Kopien. 1961 folgte dann sein ganz großer Erfolg mit Mother-in-Law. MINIT veröffentlichte noch ein paar Singles (Te-Ta-Te-Ta-Ta erreichte ein paar Monate nach Mother-in-Law noch einmal die Charts), die jedoch bei weitem nicht mehr an den Erfolg anschließen konnten. K-Doe und Toussaint verließen das sinkende Schiff MINIT und wechselten zum INSTANT Label, wo Ernest 1964 zwei Singles aufnahm. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch MOTOWN schon mit seinem wesentlich sanfteren Sound in den Süden vorgedrungen und der klassische R&B, den Ernie K-Doe verkörperte, war nicht mehr zeitgerecht. Auch ein Wechsel zu PEACOCK und DUKE brachte ihm nur mittelmäßigen Erfolg. Later for Tomorrow und Until the Real Thing Comes Along verschafften ihm 1967 auf DUKE noch einmal Chartehren in der zweiten Reihe. Die B-Seite der ersten Single, Dancing Man sowie Little Bit Of Everythin' und Gotta Pack My Bag sind durchaus gute Beispiel für den rauen R&B, wie er typisch für New Orleans war. Mit Love Me Like I Wanta (ebenfalls auf DUKE) hat er auch noch einmal einen richtigen uptempo Northern Stormer, der die Pumpe ordentlich zum Arbeiten bringt. In den frühen 70er Jahren wurde er leider zum Alkoholiker, bis er 1982 eine eigene Radioshow in New Orleans startete. 1994 eröffnete er seinen eigenen Club, den er natürlich Mother-in-Law nannte, bis er 2001 an einem Leberleiden verstarb.

Ein Weggefährte bei MINIT, der auch für Mother-in-Law Bass sang, war kein geringerer als Benny Spellman. 1962 hatte er seinen eigenen Hit mit Lipstick Traces. Mit Fortune Teller, welches sogar von den Rolling Stones gecovert wurde, hat er sich aber wohl eher in der Northern Szene einen Namen gemacht. In Bezug auf Rarität ist wohl seine Aufnahme auf einem anderen Label aus New Orleans, ALON, von Bedeutung - This Is For You My Love. Eine Ähnlichkeit zu Fortune Teller kann sich bei diesem Lied wohl kaum verleugnen lassen. Seine erste Single auf ALON brachte auch ihn zu ATLANTIC Records, wo ja schon Willie Tee gelandet war. Word Game, ein Lied, das man durchaus auch manchmal auf einem Mod-Allnighter hören kann, wurde 1965 auf ALON veröffentlich und die nationalen Rechte an ATLANTIC verkauft. Die B-Seite dazu, I Feel Good, ist dahingehend erwähnenswert, dass es von den Artwoods gecovert wurde.


Im Zusammenhang mit dem ALON-Label, dessen Besitzer New-Orleans-Legende Allen Toussaint war, müssen natürlich noch vier weitere Sänger erwähnt werden. Willie Harper ist hauptsächlich durch sein Stück But I Couldn't, ein sehr schönes R&B-Lied, bekannt. Seine weiteren Aufnahmen auf ALON sowie SANSU (ebenfalls ein Allen-Toussaint-Label) und TOU-SEA (wem das wohl gehört hat?), sind nette Soul / R&B-Platten, die aber nicht unbedingt für einen Soul Allnighter geeignet sind. Eldridge Holmes hatte zwischen 1962 und 1963 insgesamt fünf Singles auf ALON. Emperor Jones ist von diesen Liedern am ehesten die Nummer, die man auf Allnightern hören kann. Erinnert mich sehr stark an Do The Jerk von den Larks. Begging for Your Love ist eher klassischer, früher R&B, der sicher auf jedem Mod-Allnighter gespielt werden könnte. Auch Holmes hatte einige Aufnahmen auf SANSU, von denen Beverly und Without a Word erwähnenswert sind. Mehr Bedeutung hat er sicher in der Northern-Szene mit Lonely Woman aus dem Jahre 1969 auf DEESU (und noch ein Toussaint-Label), erlangt. Lonely Woman ist ein wunderschönes Midtempo-Lied, das aber auch mit Abstand seine teuerste Platte ist. Er hatte noch zahlreiche weitere Veröffentlichungen auf Labels wie JET SET aus Washington (z.B. Humpback, guter R&B, geschrieben von Toussaint), ATCO (Pop, Popcorn Children, ein bisschen gar funky und gemeinsam mit den Meters aufgenommen) oder DECCA (Now, That I've Lost You, landesweite Veröffentlichung einer Platte, die er auch schon auf DEESU hatte). Seine letzte Veröffentlichung war 1972 Love Affair auf dem Label BROWN SUGAR, erneut in Zusammenarbeit mit Allen Toussaint. Ebenfalls auf ALON hatte Skip Easterling eine ganz nette Northern-Nummer, Keep the Fire Burning – nett, aber nichts Besonderes. Sein Ooh Poo Pah Do auf INSTANT (zu diesem Label ein wenig mehr weiter unten) ist schon eher wieder etwas für die R&B-Fans. Gefällt mir aber auch besser als Keep the Fire Burning. Zum Schluss sei noch Marty Lewis erwähnt. Wer weißen R&B mit Mundharmonika mag, ist bei I Don't Want Nobody gerade richtig. Sollte in keiner Mod-Sammlung fehlen. Von seinem I Can't Do Without You auf BIG DEAL kann man eigentlich fast dasselbe sagen, ist noch eine Spur flotter als I Don't Want Nobody.

Gerri Hall war hauptsächlich bekannt als Mitglied der Raelettes, der Gesangsgruppe von Ray Charles. Ihre Karriere begann jedoch bereits in den 50er Jahren, als sie mit Huey Piano Smith sang. In New Orleans machte sie sich einen Namen, als sie mit lokalen Größen wie Benny Spellman oder Smiley Lewis auftrat. Aus der Handvoll Platten, die sie veröffentlichte, ist wohl Who Can I Run To (auf HOT LINE als lokale und auf SUE als nationale Pressung) die Interessanteste.

Maurice Williams (allgemein haupt-sächlich bekannt durch seinen Hit von 1960 Stay als Maurice Williams & The Zodiacs, der auch in "Dirty Dancing" zu hören war) stammte eigentlich aus South Carolina, wo er 1938 auf die Welt kam. Er lieferte jedoch mit Being Without You auf Allen Toussiants DEESU-Label auch einen absoluten Northern-Soul-Klassiker. Bei dem Lied ist tanzen einfach Pflicht. Er hatte noch einige andere Singles auf DEESU, von denen hauptsächlich How to Pick a Winner als wunderschönes Midtempo-Stück zu beachten ist. May I ist zwar seine erfolgreichste Platte auf DEESU, ist aber nur etwas für Liebhaber von Balladen. Auf seine zahlreichen Platten vor oder nach seiner Zeit Mitte der 60er Jahre bei DEESU möchte ich nicht eingehen, da sie nichts mit New Orleans zu tun haben.

Nur zur Vollständigkeit noch ein paar weitere Sänger auf DEESU. Willie West hatte hautsächlich Balladen, dasselbe gilt für Joe Hayward. Lee Warren hat zwei Singles, die man durchaus auflegen kann. Ever Since (I've Been Loving You) ist ein schöne uptempo R&B-Nummer und Star Revue ist die richtige Scheibe für Leute, die sich beschweren, wenn man zu langsam auflegt. Geht so in die Richtung Ride Your Pony.

Eine weitere Plattenfirma, die im Zusammenhang mit Allen Toussaint genannt wurde, ist SANSU. Die bekannteste Sängerin auf diesem Label war die aus Florida stammende Betty Harris. Während einer Tournee 1965 lernte sie in New Orleans Allen Toussaint kennen und er nahm sie sofort bei SANSU unter Vertrag. Ihre erste gemeinsame Arbeit war gleichzeitig die erste Platte für das Label. I'm Evil Tonight ist wieder etwas für die Liebhaber von Midtempo-Liedern, absolut brillantes Stück! Das Lied wurde übrigens, weil es einfach so schön ist, zweimal auf SANSU herausgebracht, jeweils mit unterschiedlichen B-Seiten. Ein Jahr später nahm sie mit 12 Red Roses ein weiteres Stück auf, das auch schon auf Northern Soul Allnightern zu hören war. 1967 hatte sie mit Nearer to You kommerziell den größten Erfolg auf SANSU mit Platz 16 in den R&B-Charts. Im selben Jahr nahm sie noch gemeinsam mit einer anderen New-Orleans-Größe – Lee DorseyLove Lots of Lovin auf. Ist eigentlich meine Lieblingsnummer von ihr. Ihr bekanntester Titel in der Northern-Soul-Szene auf diesem Label ist wohl Mean Man, welches sie gemeinsam mit der Studioband aufnahm, aus der sich später die Meters entwickeln sollten. Ebenfalls im selben Jahr (1968) nahm sie Show It auf, welches zwar nicht die tolle Tanznummer ist, jedoch auch einige Wertschätzung in Northern-Soul-Kreisen gefunden hat.

Betty Harris Singles Diskographie

Taking care of business / Yesterday's kisses - Douglas 104 * 1960
Cry to me / I'll be a liar - Jubilee 5456 * 1963
His kiss / It's dark outside - Jubilee 5465 * 1963
Mo Jo Hannah / Now is the hour - Jubilee - 5480 * 1964
I'm evil tonight / What a sad feeling - Sansu 450 * 1965
Sometime / I don't want to hear it - Sansu 452 * 1966
Twelve red roses / Show it - Sansu 455* 1966
Bad luck / Lonely hearts - Sansu 461 * 1967
Nearer to you / I'm evil tonight - Sansu 466 * 1967
Can't last much longer / I'm gonna get you - Sansu 471 * 1967
Love lots of lovin' / Take care of our love - Sansu 474 * 1967 (Duet with Lee Dorsey)
Mean man / What'd I do wrong - Sansu 478 * 1968
Hook line n' sinker / Show it - Sansu 479 * 1968
Ride your pony / Trouble with my lover - Sansu 480 * 1968
There's a break in the road / All I want is you - SSS Int'l 766 * 1969

Lee Dorsey war ein Wegbegleiter von Allen Toussaint über viele Jahre. Dorsey (Jahrgang 1924) begann seine eigentliche Musikkarriere relativ spät mit 31 Jahren. Er betrieb tagsüber eine Autowerkstatt und sang am Abend in Clubs. Bereits in den 50er Jahren hatte er einige Singles, die jedoch allesamt kaum Erfolg vorweisen konnten. Erst als er 1961 einen Vertrag beim FURY-Label bekam, sollte es bergauf gehen. Wer war wohl der Produzent, der ihn bei FURY zum Erfolg führte? Wiederum Allen Toussaint. Bereits Dorseys erste Platte Ya Ya, das auf einem Kinderreim basierte, brachte ihn auf Platz 1 der R&B-Charts.

Diese Platte zeigte jedoch auch, welche Art von Liedern er machen wollte. Partysongs mit recht einfachen Texten, was man auch unschwer an vielen seiner Titel erkennen kann (z.B. Holy Cow, Hoodlum Joe, Eenie Meenie Mini Mo) Es folgten einige weitere Platten, die jedoch nicht an den Erfolg von Ya Ya anschließen konnten. Ausnahme bildet mit Einschränkung Do-Re-Mi, das doch einige Wochen in den Charts verbrachte und genauso wie Ya Ya immer wieder auf Oldies-Samplern zu finden ist. Da er eine große Familie zu versorgen hatte, konzentrierte er sich wieder auf seine Werkstatt. Nur einmal zog es ihn während seiner Pause in New Orleans wieder zurück ins Musikgeschäft. 1964 wurde er seiner Stadt untreu und nahm in Chicago für CONSTELLATION eine Single auf, die ich jetzt einmal als seinen musikalischen Höhepunkt bezeichnen würde, da sie nicht so infantil ist wie seine großen Hits. Es sind zwei schöne R&B-Stücke, wobei You're Breaking Me Up schon sehr stark von Ray Charles beeinflusst ist.

Allen Toussaint ließ auch nicht locker und brachte ihn 1965 zum AMY Label. Dort landete er gleich wieder mit Ride Your Pony einen großen Hit. 1966 kam ein weiterer Hit dazu. Working in A Coalmine (die nicht mehr so ganz, ganz Jungen unter Euch kennen das Lied vielleicht noch von der Blaupunkt-Autoradio-Werbung, die so Anfang der 90er Jahre lief), welches auch wieder die Meters als Begleitband hatte. Nach insgesamt 5 Singles in den Charts für AMY kam er wieder unter Druck, seinen Erfolg fortzusetzen, was ihm jedoch nicht gelang. Ein kurzer Wechsel zu POLYDOR verhalf ihm zwar noch einmal zu einem kleinen Erfolg, doch sollte es die letzte Platte für viele Jahre sein. 1977 hatte er seinen dritten Anlauf im Plattengeschäft mit dem Album How Come You Treat Me So Bad auf ABC. Die Platte war zwar nur ein eher mittelmäßiger Erfolg, doch bekam er dadurch so viel Aufmerksamkeit, dass er von Sängern wie James Brown oder Jerry Lee Lewis für ihre Tourneen gebucht wurde.

Chris Kenner ist wohl hauptsächlich bekannt dafür, dass einige seiner Platten von anderen Sängern zu großen Hits gemacht wurden. I Like It Like That oder Land of 1000 Dances, beide auf INSTANT Records, wurden nicht unbedingt durch ihn bekannt. Land of 1000 Dances wurde zum Beispiel 1966 für Wilson Pickett zu einem seiner größten Hits. Bei beiden Liedern kann man auch eine recht interessante Person am Piano hören, Allen Toussaint.

Die Meters wurden bereits mehrmals als Studioband für Allen Toussaints Labels erwähnt. Das bekannteste Mitglied der Gruppe ist wohl Art Neville, der auch schon vor seiner Zeit mit den Meters mehrere Platten veröffentlich hatte. 1969 begann die Band ihre ersten eigenen Hits zu produzieren. Gleich in ihrem ersten Jahr brachten sie mit Sophisticated Cissy und Cissy Strut (beide auf JOSIE) ihre größten Charterfolge heraus. Bis 1972 hatten sie noch weitere 8 Singles auf JOSIE in den Hitparaden, alles instrumentale Partysongs. Sie wechselten in jenem Jahr zu REPRISE Records und nahmen dabei aber natürlich ihren Produzenten Allen Toussaint mit. Zwar sank die Zahl der Hitsingles nach diesem Wechsel, doch hatten sie die Möglichkeit, mit vielen bekannten Musikern auf Tour zu gehen bzw. auf deren Platten zu spielen. So sind sie auf Platten von Paul McCartney zu hören oder waren die Vorband für die Rolling Stones während deren Touren 1975 und 1976.
Im Jahr darauf löste sich die Band auf, da es zu Streitereien mit Allen Toussaint bezüglich der Namensrechte für die Band kam. Art Neville gründete daraufhin mit seinem Bruder Aaron Neville (hatte einen No. 1 Hit mit Tell It Like It Is) und weiteren Mitgliedern der Meters die Band Neville Brothers.

Irma Thomas (gebürtige Irma Lee, 1941) war auch bekannt als die "Soul Queen of New Orleans". Ihre Musiklaufbahn begann sie wie so viele andere im Kirchenchor. Doch als sie ihr erstes Kind im Alter von 14 zur Welt brachte und daraufhin heiratete, kam ein abruptes, jedoch nicht endgültiges Ende dieser Laufbahn. Noch bevor sie 20 wurde, hatte sie schon vier Kinder und war zweimal geschieden. Sie behielt jedoch den Nachnamen ihres zweiten Mannes nach der Scheidung – Thomas. Sie arbeitete zu dieser Zeit in einer Bar als Kellnerin und sang manchmal mit Bandleader Tommy Ridgley, der ihr auch zu ihrem ersten Plattenvertrag bei RONN Records verhalf. 1960 hatte sie bereits ihre erste Single Don't Mess With My Man in den Charts. Ein Lied, das man auch immer wieder bei Mod Allnightern hören kann. Nach einigen Streitigkeiten um das liebe Geld verließ sie RONN und hatte einen kurzen Gastauftritt mit einer Single beim BANDY Label. Doch bereits 1961 wechselte sie zu MINIT, wo sie auf Allen Toussaint als Produzent traf. In den nächsten zwei Jahren sollten sie gemeinsam sechs Singles auf den Markt bringen, die zwar alle schöne Soulstücke waren, jedoch keinen wirklichen Erfolg hatten. 1963 wurde MINIT von IMPERIAL Rec. übernommen und damit kam auch der Erfolg für Irma Thomas. IMPERIAL hatte ausreichende Mittel, um große Produktionen zu finanzieren. Ihre erste Single für das neue Label Wish Someone Would Care wurde gleich ein Erfolg. Vielen dürfte jedoch die B-Seite eher ein Begriff sein – Break-A-Way, welches auch auf dem Meanwhile Back at the Go Go Sampler auf KENT zu hören ist (übrigens ja auch Mother-in-Law).

Von ihren zahlreichen Singles auf IMPERIAL hat es auch eine zum Status eines Klassikers in der Northern-Soul-Szene gebracht – What Are You Trying to Do. Ein paar weitere Nummern aus dieser Zeit kann man immer wieder auf den Playlists von DJs finden. Moments To Remember ist ein dancefloor stormer, der vielleicht für mache schon etwas zu flott unterwegs ist. You Don't Miss a Good Thing fällt wieder eher in die Mod-Sparte. Als Irma Thomas nach ihrem furiosen Start dann bis 1966 nur mäßigen Erfolg in den Charts vorweisen konnte, wurde ihr Vertrag gekündigt. Nachdem sie für das Chicago-Label CHESS drei Platten herausgebracht hatte, von denen eigentlich nur die dritte Good to Me 1968 ein kleiner Erfolg wurde, wendete sie sich von der Musikbranche ab. Doch bereits 1971 hatte sie mit Full Time Woman auf COTILLION wieder eine Platte auf dem Markt. Von da an kamen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen immer wieder Platten von ihr auf den unterschiedlichsten Labeln heraus, bis sie 1991 ihre erste und einzige Grammy-Nominierung erhielt. Sie ist auch heute noch in der Musikbranche tätig und konnte in New Orleans immer wieder live gesehen und gehört werden.

Irma Thomas Singles Diskographie

Ron (1960)
328 Don't mess with my man / Set me free
330 A good man / I may be wrong

Minit (1961-63)
625 Cry on / Girl needs boy
633 It's too soon to know / That's all I ask
642 I done got over it / Gone
653 It's raining / I did my part
660 Two winters long / Somebody told you
666 Ruler of my heart / Hittin' on nothing

Bandy
368 For goodness sake / When ever

Imperial (1964-66)
66013 Wish someone would care / Break-a-way
66041 Anyone who knows what love is (will understand) / Time is on my side
66069 Times have changed / Moments to remember
66080 He's my guy / (I want a) True, true love
66095 Some things you never get used to / You don't miss a good thing
66106 I'm gonna cry till my tears run dry / Nobody wants to hear nobody's troubles
66120 It's starting to get to me now / Hurt's all gone
66137 Take a look / What are you trying to do
66178 It's a man's - woman's world, pts 1 & 2

Chess (1967-68)
2010 Somewhere crying / Cheater man
2017 A woman will do wrong / I gave you everything
2036 Good to me / We got something good

Canyon (1970)
21 Save a little bit for me / That's how I feel about you
31 I'd do it all over you / We won't be in your way anymore

Roker (1971)
502 These four walls / A woman's viewpoint

Cotillion (1972)
41444 Full time woman / She's taken my part

Fungus (1973-74)
15119 She'll never be your wife / You're the dog
15141 In between tears
15353 Coming from behind, pts. 1 & 2

Maison de Soul (1977)
1012 Don't blame him / Breakaway
1058 Hip shakin' / Hittin' On nothin'

RCS (1979-)
1006 Safe with me / Zero willpower
1008 Take what you find / I can't help her
1010 A woman left lonely / Dance me down easy
1013 Looking back / Don't stop

Sound of N.O. (1988)
10311 Mardi gras mambo / I believe saints go all the way

Zum Abschluss noch einige Worte zu dem Mann, der als das große Musikgenie der 60er und auch 70er Jahre von New Orleans gilt, Allen Toussaint. Er hat so gut wie alles, was irgendwie mit dem Plattenproduzieren zusammenhängt, gemacht. Er war Komponist, Produzent, Musiker und Sänger. In New Orleans 1938 geboren, begann er bereits im Alter von sieben Jahren das Pianospielen. Mit 17 spielte er bereits Piano für Earl King, eine Blues- und R&B-Größe der 50er und 60er Jahre in New Orleans. Bereits nach kurzem wurde er von Produzent Dave Bartholomew, der eine mehr oder weniger vergleichbar wichtige Rolle in den 50er Jahren innehatte, entdeckt und für Aufnahmen mit Fats Domino engagiert. 1958 hatte Toussaint sein erstes eigenes Album mit Instrumentalstücken auf RCA – The Wild Sound of New Orleans. Zu dieser Zeit begann er auch sein Schaffen als Komponist unter dem Namen Naomi Neville, dem Mädchennamen seiner Mutter. 1960 wurde er Verantwortlicher für Arrangements und Aufnahmen beim neuen Label MINIT. Mit Ooh Poo Pah Doo von Jessie Hill hatte er als Produzent 1960 bereits seinen ersten Hit und es sollten noch viele folgen. Wie bereits in den einzelnen Abschnitten oben erwähnt, stammen solch Klassiker wie Mother-in-Law, Break-A-Way, Fortune Teller oder Land of 1000 Dances aus seiner Feder. Als MINIT von IMPERIAL übernommen wurde, gründete Joe Banashak, der Eigentümer von MINIT, das INSTANT Label und nahm Allen Toussaint mit. Dieser erfüllte im Endeffekt dieselben Funktionen bei INSTANT, die er auch schon bei MINIT hatte. Zusätzlich arbeitete er als Freiberufler für weitere Labels wie zum Beispiel FURY und hatte auch einige eigene Singles. Von 1963-65 war Allen Toussaint beim Militär und verschwand mehr oder weniger aus dem Musikgeschäft. Nach seiner Rückkehr vom Militärdienst gründete er mit Produzent Marshall Sehorn sein erstes eigenes Label, SANSU, das Größen wie Betty Harris oder Lee Dorsey unter Vertrag hatte. In den 70er Jahren setzte er wieder mehr Akzente auf eigene Platten und veröffentlichte 1971 sein erstes Album nach über 10 Jahren auf SCEPTER mit dem Titel Toussaint. Gemeinsam mit Sehorn eröffnete er Anfang der 70er ein Aufnahmestudio in New Orleans, wo sich zahlreiche Interpreten wiederfinden sollten. Er machte sich auch immer mehr einen Namen als Musiker für andere Bands. Seine Arbeit mit den Meters brachte ihn immer mehr zum Funk und so musste es kommen, dass er zwei der erfolgreichsten Funk-Platten aus New Orleans produzierte – Dr. Johns Right Place, Wrong Time und LaBelles Lady Marmelade. Es folgten noch weitere eigene Alben in den 70er Jahren. In den folgenden Jahren konzentrierte er sich wieder mehr darauf, als Musiker mit bekannten Größen wie Etta James, Elvis Costello oder Joe Cocker zu spielen. 1996 begann er mit einem neuen Label NYNO wieder Bands aus New Orleans zu produzieren.

Dies war ein kurzer Ausflug in die Vielfalt der Musiker, die New Orleans zu bieten hatte. Einige hatten nur sehr wenige Aufnahmen, die ihre Popularität erst viele Jahre nach Erscheinen in der Northern-Soul-Szene gefunden haben. Andere wiederum gehören zu den Großen der Soul- und R&B-Geschichte.

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