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POTW 024
Cookie Jackson - "Your good girl's gonna go bad" (OKEH)
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MP3-File
Spieldauer: ca. 80 Sek.
Dateigrösse: ca. 240 KB |
Das OKEH-Label aus Chicago genießt wie kaum ein anderes Kultstatus in der Northern-Soul-Szene und das keineswegs nur wegen des Namens, der zu Wortspielen wie "Northern Soul rules OKEH" etc. förmlich einlädt. Seit Mitte der 60er Jahre waren (und sind) OKEH-Tracks maßgeblicher Bestandteil jeder Soul-Night (nicht nur) in England, wo aufgrund der großen Popularität (US-Importe waren damals noch nicht so einfach erhältlich) über 30 Titel als UK-Release gepreßt wurden, u.a. auf Dave Godins (jener Musikjournalist, der den Begriff "Northern Soul" geprägt hatte) Label SOUL CITY (das vor ein paar Jahren mit gleichem Design wiederbelebt wurde) und v.a. auf EPIC (Schwesterlabel von COLUMBIA, dessen wichtigster Ableger OKEH war). Mittlerweile gibt es diverse neuere Wiederveröffentlichungen, von denen v.a. die beiden CDs auf KENT (mit sehr informativen Booklet-Texten von Ady Croasdell, basierend auf Robert Pruters Buch "Chicago Soul") zu empfehlen sind.
Viele Songs sind also bereits hinlänglich bekannt (und als Originale inzwischen oft ziemlich bis prohibitiv teuer) und deshalb für diese Kolumne ungeeignet.
Bei Cookie Jackson liegt der Fall (erstaunlicherweise!) etwas anders, denn diese schöne Scheibe wird zum Glück (noch?) gar nicht so hoch gehandelt, obwohl sie nach meiner Beobachtung deutlich seltener angeboten wird als z.B. die um ein Zigfaches teureren - und natürlich unvergleichlich großartigen - Tangeers.
Cookie Jackson hatte - aufgrund des ausbleibenden Erfolges - nur zwei Singles auf OKEH (beide entstanden 1967), von denen "Your good girl...", ursprünglich ein Country-Hit für Tammy Wynette, die erste und bessere ist. Vorher war sie bereits seit den späten 50ern in Los Angeles als Studio-Background-Sängerin tätig und hatte selbst einige gute R&B-Stücke für eine Reihe lokaler Labels wie KRIS, UPTOWN oder PROGRESS aufgenommen. Gerade "Do you still love me" und inzwischen auch "Try love (just one more time)" auf PROGRESS sind sehr populär und entsprechend teuer (ab € 300,- aufwärts).
Die Tradition des Labels geht bis ins Jahr 1918 zurück. 1920 erschien auf OKEH die erste Single einer afro-amerikanischen Sängerin, Mamie Smith, die im selben Jahr mit "Crazy Blues" einen Hit hatte und damit der Plattenindustrie einen neuen Markt eröffnete, für den OKEH die Genre-Bezeichnung "Race Music" prägte. In der Folge spielte das Label stets eine wichtige Rolle in der Entwicklung schwarzer Musik bis in die frühen 60er Jahre, als es zunehmend durch die wachsende Konkurrenz aus Detroit (MOTOWN) unter Druck geriet.
Daraufhin besetzte Dave Kapralnik, A&R der Label-Mutter COLUMBIA, 1962 den A&R-Posten bei OKEH mit Carl Davis, dem zuvor mit der Produktion von Gene Chandlers "Duke of Earl" (auf VEE-JAY, ebenfalls ansässig in Chicago) ein großer Hit gelungen war. Davis war gut mit Curtis Mayfield bekannt, dessen immenses Talent als Song-Schreiber zunehmend in die Produktionen von OKEH einfloß. Mayfield wiederum holte seine alten Bekannten Major Lance und Billy Butler hinzu und gemeinsam mit Johnny Pate und Riley Hampton, die sich um die Arrangements kümmerten, schufen sie einen neuartigen, markanten "Chicago Sound", der schon sehr bald Billboard-Hits für Major Lance, Walter Jackson, die Vibrations, Billy Butler und die Artistics erbrachte.
Curtis Mayfield war jedoch zunehmend in die Arbeit mit den immer erfolgreicheren Impressions und in Solo-Projekte eingebunden, und nachdem auch Carl Davis 1967 die Firma verließ (er setzte bei BRUNSWICK und etwas später auch bei DAKAR seine erfolgreiche Arbeit fort), wurden verstärkt Produktionen aus New York, Detroit, dem Süden und v.a. Los Angeles eingekauft. Larry Williams, der zusammen mit Johnny Watson das legendäre Album "Two for the price of one" aufgenommen hatte ("A quitter never wins", "Too late", "Ain't gonna move" etc.), übernahm auch den vakanten A&R-Posten und mit der Verpflichtung des angesehenen Arrangeurs und Produzenten Mike Terry aus Detroit gelang noch einmal ein geschickter personeller Schachzug. Terry hatte zunächst fünf Jahre als Bariton-Saxofonist an vielen MOTOWN-Hits mitgewirkt, danach mit Größen wie J.J. Barnes, Edwin Starr und Deon Jackson gearbeitet und als unabhängiger Produzent entscheidend zum Erfolg von u.a. The Parliaments (mit George Clinton), The Capitols, The Precisions oder Ruby Andrews beigetragen.
Trotz aller Anstrengungen blieben ab 1969 weitere Hits aus und das Label stellte schließlich 1970 seine Arbeit ein - längst unsterblich in den Herzen vieler Soul-Fans weltweit...

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